
„GOTTES ZEIT“
Ein Abend zwischen Himmel und Erde, Zeit und Ewigkeit
Das Ensemble 1684 hat eigens aus Anlass des 275. Todestages von Johann Sebastian Bach ein wunderbares Programm geschrieben.
Es erklingen Werke von Anna Magdalena Bach, Johann Sebastian Bach und Johann Rosenmüller
Ensemble 1684, Leitung: Gregor Meyer
Gregor Meyer ist artist in residence beim Heinrich Schütz Musikfest 2025
„Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“ – mit diesem schlichten Satz beginnt eine der ergreifendsten Kantaten Johann Sebastian Bachs: der Actus tragicus (BWV 106). Vermutlich entstand sie in Bachs Mühlhäsuer Jahren – zu einem Anlass des Abschieds, der Trauer, aber auch des Trosts. Sie gibt diesem Konzert ihren Titel und zugleich ihre innere Haltung.
Was ist „Gottes Zeit“? Sie verweist auf ein Lebensgefühl, das zwischen Hingabe und Hoffnung, Loslassen und Vertrauen schwebt. In dieser Spannung bewegen sich die Werke dieses Abends.
Ein besonderer Bezug ergibt sich durch den Ort des Konzerts: Anna Magdalena Bach, geborene Wilcke, wurde 1701 in Zeitz geboren. Als Sängerin aus einer thüringisch-sächsischen Musikerfamilie war sie nicht nur Ehefrau, sondern auch musikalische Partnerin Johann Sebastian Bachs. Das Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach, eine Sammlung geistlicher und weltlicher Stücke für den Hausgebrauch, bildet das Herz dieses Programms. Darin finden sich fromme Lieder wie „Dir, dir, Jehova, will ich singen“ oder „Warum betrübst du dich“ ebenso wie das berührende „Bist du bei mir“. Auch die Sopranfassung von „Ich habe genug“ ist in dieser Sammlung enthalten – ein zarter, beinahe intimer Ausdruck spiritueller Genügsamkeit.
Die Werke von Johann Rosenmüller, geboren im vogtländischen Oelsnitz, zeigen eine Generation früheren geistlichen Komponierens. Nach einer glänzenden Karriere in Leipzig und einem dramatischen Exil in Venedig verband Rosenmüller deutsche Tiefe mit italienischem Glanz. Seine geistlichen Konzerte „Christus ist mein Leben“ und „Fürchte dich nicht“ wie auch die „Sonata Duodecima“ lassen ein musikalisches Weltbild erkennen, das zwischen Demut und Expressivität oszilliert.
Zum Abschluss erklingt der Actus tragicus, Bachs frühe Trauerkantate mit einer einzigartigen Besetzung: zwei Gamben, zwei Blockflöten, Basso continuo und ein vierstimmiger Vokalpart – bei uns ausgeführt mit sechs Solostimmen. Zwischen Bibelworten, Chorälen und Arien entfaltet sich eine Musik von stiller Größe und leuchtender Zuversicht.
Ein Abend zwischen Himmel und Erde, Zeit und Ewigkeit – an einem Ort, der Anna Magdalena Bach einst das Licht der Welt schenkte.
Aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach (1725/27)
(Zusammengestellt im Leipziger Haushalt der Familie Bach – enthält Stücke verschiedener Komponisten)
1. Dir, dir, Jehova, will ich singen
Gottfried Heinrich Stölzel (1690–1749)
Geistliches Lied
Johann Rosenmüller (1619–1684)
(Geboren in Oelsnitz/Vogtland – einer der bedeutendsten deutschen Komponisten des 17. Jahrhunderts)
2. Christus ist mein Leben
Geistliches Konzert
Aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach
3. O Ewigkeit, du Donnerwort
anonym / traditionell überliefert
Choralbearbeitung
Johann Rosenmüller
4. Sonata Duodecima
Instrumentalsonate aus den Sonatae à 2, 3, 4 e 5, Venedig 1682
Aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach
5. Rezitativ und Arie „Ich habe genug / Schlummert ein“
Johann Sebastian Bach (1685–1750)
Sopranfassung von BWV 82
6. Warum betrübst du dich, mein Herz
anonym / volkstümlich
Johann Rosenmüller
7. Fürchte dich nicht
Geistliches Konzert
Aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach
8. Bist du bei mir (BWV 508)
Gottfried Heinrich Stölzel
Arie aus der Oper Diomedes, überliefert im Notenbüchlein – Klavierbegleitung möglicherweise von J.S. Bach
Johann Sebastian Bach
9. Actus Tragicus – Kantate BWV 106
„Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“
Kantate für zwei Blockflöten, zwei Gamben, Basso continuo und vierstimmigen Vokalpart,
in dieser Aufführung mit sechs Solostimmen besetzt
Das von Markus Antler (geb. Berger) und dem Leiter des Leipziger GewandhausChores Gregor Meyer gegründete und künstlerisch geleitete Ensemble 1684 widmet sich vorrangig der Pflege vorbachischer Barockmusik. Im Zentrum stehen dabei mitteldeutsche Komponisten, deren Werke seltener aufgeführt werden oder ganz in Vergessenheit geraten sind. Den aktuellen Schwerpunkt bildet das Œuvre Johann Rosenmüllers, der das zweite Drittel des 17. Jahrhunderts musikalisch wie kaum ein Zweiter geprägt hat. Insbesondere zu Rosenmüller entfaltet das Ensemble auch eine rege Forschungs- und Editionstätigkeit; die meisten der aufgeführten Werke werden aus originalen Quellen für die Programme neu aufbereitet und teilweise auch rekonstruiert. Die Künstler des Ensemble 1684 verstehen sich zudem als barockmusikalische Botschafter. Regelmäßig werden Kooperationsprojekte mit Kantoreien und (musik-)schulischen Ensembles initiiert sowie niederschwellige Konzertformate etabliert, um möglichst vielen Menschen den Reichtum mitteldeutscher Barockmusik nahezubringen.
Das Ensemble ist regelmäßiger Gast bedeutender nationaler und internationaler Festivals, wie z.B. Leipziger Bachfest, Heinrich-Schütz-Musikfest, Orgelspiele Mecklenburg-Vorpommern, MDR Musiksommer, Staufener Musikwoche u.a.
Quelle: Ensemble 1684
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