Bach groovt im Kirchenschiff

Bach, wie er selten zu hören ist. JazzDuo Timm-Brockelt begeistert im Dom

Man sieht sich immer zweimal im Leben – ein alter Spruch. Manchmal ist es schön, wenn er zutrifft. Wie heute am ersten Adventsabend, zumal man sich auch zum zweiten Mal hörte. Es ist im 10. Jahr der EULE-Orgelkonzerte kein Zufall, dass David Timm (Orgel) und Reiko Brockelt (Saxophone) im Dom aufspielten. Denn vor 10 Jahren war das Duo schon einmal hier zu Gast. Das JazzDuo Timm-Brockelt begeisterte mit Bach und anderen, wie man sie selten hört. Und wie! Adventliches mit einem ganz besonderen Reiz. Wann hört man schon einmal Bach als Walzer oder gar in groovendem Swing.

Moment mal, ist das wirklich ein Duo, das ich da höre? Klingt ja beinahe wie eine Bigband. Es ist schon grandios, wie dieses kongeniale Duo klassische Tradition modern interpretiert. Sie lassen Bach durch das Kirchenschiff grooven, brechen hier und da mit Gewohntem so, dass selbst Klassikverwöhnte begeistert Beifall klatschen, wenn Bach als Samba verpackt daherkommt.
Weil sich diese beiden Könner nicht etwa mit der bloßen Aneinanderreihung von Zitaten begnügen, sondern daraus eigene vitale Klangräume schaffen und erleben lassen. Mal scheinbar mühelos leicht schwebend, mal in brodelndem Groove. Ein fürwahr besonders Hörerlebnis zweier Musiker, die das Dompublikum am Ende mit einem zarten Weihnachtsoratorium-Walzer in den adventlichen Abend schicken. Was bin ich froh, dass man sich im Leben zweimal sieht. Und hört.